NICHT MEHR MAGAZIN
Das MAGAZIN war eine Zeitschrift, die in zwangloser Folge von 2004 bis 2010 erschien. Obwohl sie mittlerweile ihr Erscheinen eingestellt hat, sind alle Ausgaben nach wie vor bestellbar und vollständig online.
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Spitzenmasken und Corona-Bällchen
Mein Maskenalptraum
Der Schreck sitzt noch tief, bei uns wurde eingebrochen! Soviel steht fest, die Einbrecher haben unsere regelmässigen Corona-Stoßlüftzeiten ausgekundschaftet und dann schamlos zugeschlagen. Pünktlich zur halben und vollen Stunde öffne ich die Fenster für jeweils zehn Minuten. Die Einbrecher hatten so natürlich ein leichtes Spiel.
In diesen Zeiten bin ich nur noch im Streß, schliesslich wollen auch die eine Millionen Follower meiner neuen You-Tube Channels „Sauber mit Zauber“ und „Frauen gegen Viren“ bedient werden.
Wo stehst du mit deiner Kunst, Genosse?
Die Schließung der Kneipen, Restaurants, Spätis ist nur die nächste Eskalationsstufe in der Realinszenierung namens Covid19-Pandemie. Es gilt, sich den zutiefst politischen Charakter dieser wie aller Gesundheitsschutzmaßnahmen bewusst zu machen. Ab Freitag Nacht wird es in Berlin eine Sperrstunde geben: Das ist eben nicht nur ein fundamentaler Angriff auf alle, die ohne gelegentliche nächtliche Zerstreuung ihres persönlichen Digitalkerkerkontinuums, ihres Dahinvegetierens in öden Wohnzellen den Verstand verlieren würden.
Bernd Volkert
Kleine Geschichte der jüngeren Zeit
Genommen der Wald.
Genommen der Bach und der Fluß.
Genommen die Wiesen.
Genommen die Äcker.
Genommen der Hammer, der Amboss, die Säge und Hacke.
Gegeben die Vernunft.
Gegeben die Freiheit und Menschen der Rechte.
Gegeben der Kataster.
Gegeben die Fabriken.
Gegeben das Automobil, die Zentralheizung und CNC-Fräsmaschine.
Genommen die Bildung des Herzens und Kopfs.
Gegeben die Mitwirkung.
Genommen die Körper.
Gegeben die Mitwirkung.
Genommen der Mund.
Gegeben die Mitwirkung.
Genommen das Antlitz.
Gegeben das zoon.
Genommen das politikon.
(Dies alles schon selbst.
Sozusagen.)
20.9.2020
Zu den Einzelnen
Hat man dem, was einem im Leben widerfährt, nichts anderes entgegenzusetzen als Ablehnung oder gar Abwehr, zumal, wenn man weder in praktischen Sinne noch gedanklich über eine eigene Vorstellung eines anders gangbaren Wegs verfügt, so führt dies, am leichtesten einsehbar im extremen Fall des Hasses, bei einem selbst zu Verhärtungen, Borniertheiten, Wirklichkeitsverlust und -flucht. Um diese Folgen wenigstens gering zu halten und die mit ihnen verbundene Gefahr ihres erweiterten Selbstlaufs zu bannen, muß man sich - gerade in dieser Gesellschaft lebend - ihrer bewußt zu werden und sie im Blick zu halten versuchen.
Nochmal zur Zeitenwende
Die Abwehr von Verschwörungstheorien ist gegenwärtig nur die Abwehr, überhaupt strukturiert über ökonomische, militärische und politische Prozesse nachzudenken. Man verpaßt so die Geschichte und ihre Wendepunkte, denn die Geschichte ist selbstverständlich voller Verschwörungen, vollzieht sich nicht von selbst. Und man verabschiedet sich von jedem Gedanken, sich vielleicht selbst gegen diese Welt zu verschwören. Oft sind die Ziele sogenannter Verschwörungen kaum verborgen, da man bei größeren Heimlichtuereien mindestens das Resultat sieht. Die meisten Verschwörungen heißen dabei schlicht Politik.
Heraus zum Fest!
Das Syndikat soll bleiben!
Allgemein gesprochen ist es immer seltsam, wenn eine gut laufende Einrichtung nur deshalb schließen muß, weil eine Eigentumsbestie das so will. Im Fall des Syndikats muß man dazu sagen, dass es im Prinzip genug öffentliches Interesse gibt, diesen Laden zu erhalten. Selbst der dahergelaufene Kultursenator Klaus Lederer sieht das so, aber auch Sibylle Berg, Nina Hagen oder Elfriede Jelinek. Letztere ist immerhin Nobelpreisträgerin. Dazu viele andere sogenannte Kulturschaffende. Selbst Didier Eribon oder das lächerliche Bummbumm-Label Audiolith (Egotronic). Außerdem haben zahlreiche Kleinbürger des Schillerkiezes bekundet, dass sie diesen Laden erhalten sehen wollen, da sie gute Menschen sind oder wissen, dass es ihr Laden ist, der als nächstes schließen muss.
Coronalist 4
Von Bartholomäus Edenschläger
Aintlich wolltich ja mich schon letztens wieder melden, aber zu die Zeit is so viel passiert, dat musstich ersma orntlich vaarbeiten. Nich dattse denken, ich wär in Urlaub gewesen. Ich doch nich! Mitten in de Pandemie tu ich doch nich bei de zweite Welle helfen. So weit kommt dat noch!
Das Rätsel der Königsgrippe
Im »Deutschlandfunk« sagt dieser Tage, also Ende Juni, ein Statistiker, dass bezüglich Corona noch kaum eine zentrale Frage geklärt ist und es offenbar wenige Bestrebungen in dieser Richtung gibt. Innerhalb von drei Monaten habe es keinen nennenswerten wissenschaftlichen Fortschritt gegeben, während die Wissenschaft inzwischen antritt, Mallorca für deutsche Touristen zurückzuerobern. Je länger der Irrsinn geht, desto weniger interessieren die grundsätzlichen Fragen. Die aber sind weiter ungelöst.
Der gelangweitle Marx
Zweitagesseminar in Halle (Burg), 4.7. und 5.7.2020
Nachdem in der ersten Veranstaltung einige Texte von Marx aus seiner Sturm-und-Drang-Phase besprochen wurden, nun eine weitere Sitzung, die sich dem gelangweilten Marx der Zwischenphase widmet. Der Sturm der bürgerlichen Revolution war gerade vorbei, ihr Freiheitspathos verblichen, aber die neuen Arbeiterrevolutionen ließen noch auf sich warten. Marx hat diese Zeit sein Leben dem Studium und der Kritik der Ökonomie gewidmet und nebenbei unendlich viele Artikel im wesentlichen über diverse gewaltsame internationale Konflikte geschrieben. Für Zeitungen. Bemerkenswert immerhin seine Indienberichterstattung. Und dann eben den ersten Band des berüchtigten Kapitals. Beides ist Gegenstand eines Zweitagesseminars. Außerdem sollen die Statuten der 1864 gegründeten ersten internationalen Arbeiterassoziation, dessen Inauguraladresse und ein Brief an Abraham Lincoln gelesen werden. Damit wurde die Sache wieder politischer.
Riot-20-Epidemie in den USA
Der Direktor des Instituts für vergleichende und evidenzbasierte Riotologie in Minneapolis, Professor Doktor Wittikowski, im Gespräch mit Radio Blubb
Radio Blubb: Herr Professor Doktor Wittikowski, wir alle haben die Bilder aus unseren Städten gesehen. Ganze Viertel sind außer Kontrolle geraten, es wurden Scheiben zerschlagen, Autos angezündet und Geschäfte geplündert. Eine Riot-Epidemie. Inzwischen wurde die Nationalgarde eingesetzt, um das Virus unter Kontrolle zu bekommen. Sie aber sagen: Stop, die Maßnahmen sind überzogen, es handle sich einfach um einen weiteren Riot, wie er zum Kapitalismus dazugehört und wie er periodisch immer wieder ausbricht. Stimmt das?
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