Veranstaltung
Islamophobie: Von der begrifflichen zur politischen Erpressung
Dienstag, 26. Januar 2016 – 19h
Der Ausdruck der „Islamophobie“ ist eine begriffliche und politische Erpressung, die sich im Schnittbereich zweier Begriffsfelder befindet – dem Religiösen und dem des Rassismus. Ihr Ziel ist es, der Kritik an der muslimischen Religion faktisch jede Legimität zu entziehen (und somit tendenziell der Kritik der Religion überhaupt), indem sie systematisch jede Kritik als Rassismus gegenüber den (wirklichen oder mutmaßlichen) Gläubigen bewertet. Viele so genannte „Revolutionäre“ haben sich diesen Begriff angeeignet – und wurden folglich blind angesichts der autoritären und befriedenden Rolle jeder Religion.
Wie uns also unsere frommen „Revolutionäre“ auf jede erdenkliche Weise von der „Islamophobie“ erzählen, so sprechen die Faschos des „Französischen Frühlings“ von der „Kathophobie“, andere wiederum von der „Negrophobie“ oder der „Judeophobie“. Jeder versucht seine kleine politische Erpressung mittels des Antirassismus. Jeder stellt seine kleine Unterdrückung und seine kleinen Sonderinteressen in den Vordergrund, immer in Konkurrenz mit anderen, und vertieft somit die Spaltungen zwischen den Ausgebeuteten. Und vor allem spricht keiner mehr vom Kampf gegen den Rassismus als solchen und in allen seinen Formen.
Dieses Begriffskonstrukt zurückzuweisen ist eine Voraussetzung, um sich gegen alle Religionen zu stellen, auch gegen den Islam, der von den Verteidigern des Konzepts der „Islamophobie“ als die Religion der Unterdrückten dargestellt wird (wie der irische Katholizismus oder der tibetanische Buddhismus in anderen Epochen). Im schlimmsten Fall geht es darum, die Religion als ein Element der Befreiung auszugeben, und im weniger schlimmen, den Gedanken zu verbreiten, dass die Religion kein Jahrhunderte altes Herrschaftsinstrument im Dienste der Ordnung sei. Dahinter verbirgt sich der Gedanke, dass Herrschaftsverhältnisse, sofern sie von vorgeblich „Unterdrückten“ getragen werden, sich in etwas Emazipatorisches verwandeln. Weil die Religion ein ernsthaftes Problem für diejenigen bleibt, die eine radikale Umwälzung dieser Welt wollen, ist diese Kritik notwendig, heute mehr denn je. Weil es keine „Religionen der Unterdrückten“ gibt, sondern nur Religionen, die unterdrücken.
Veranstaltungsankündigung im französischen Original: Islamophobie: du racket conceptuel au racket politique (Man muss auf dem blog ein wenig herunterscrollen – dort finden sich auch links zu weiterführenden Texten auf Französisch.)