Aus dem Pariser Szenesumpf
Sturm im Wasserglas

Der anarchistische Buchladen La Discordia in Paris und die mit ihm freundschaftlich verbundene Website Non fides waren in letzter Zeit gewissen Anfeindungen und Drohungen ausgesetzt; unter anderem wurde der Laden kürzlich mit Parolen besprüht, die ihn als „faschistisch“ und „rassistisch“ bezeichnen. Stein des Anstoßes ist die von diesen Leuten betriebene Kritik des Islam, die Teilen der „antiautoritären“ Szene offenbar ein Dorn im Auge ist.
Angesichts des falschen Gegensatzes zwischen westlicher Zivilisation und islamistischer Barbarei, der seit den Terroranschlägen in Paris vom November letzten Jahres verstärkt die öffentliche Debatte in Frankreich bestimmt, haben sich viele französische Linke und Linksradikale gemäß der Logik „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ mehr oder weniger offen auf die Seite des Islam gestellt. Eine wichtige Rolle spielt dabei der postmoderne Kampfbegriff der „Islamophobie“, mit dem faktisch jede Kritik der muslimischen Religion als „Rassismus“ abgelehnt wird. Die Szene zeigt damit einmal mehr, wie sehr sie Teil der abzuschaffenden Verhältnisse ist; kollaboriert sich doch mit einer der aktuell wichtigsten Stützen der bestehenden Ordnung, die zur Befriedung der Vorstädte beiträgt und große Teile der migrantischen Bevölkerung an die Herrschaft bindet.
Als kleine Geste der Solidarität mit diesen Anarchisten und zur Erinnerung an die Banalität, dass die Kritik der Religion nach wie vor Voraussetzung jeder Kritik ist, haben wir ein Kommuniqué der Betreiber von La Discordia anlässlich der gegen sie gerichteten Sprühereien sowie die Ankündigung einer Veranstaltung übersetzt, die den Zorn ihrer postmodernen Feinde erregt hat.
Ni dieu ni maitre!
Übersetzerkollektiv et. al., Februar 2016