Die wirtschaftliche Situation im Kanton Cizîrê
Die Bevölkerung von Cizîrê beträgt über 1 Million Menschen. Sie besteht ebenso aus Kurden wie aus Arabern, Christen, Tschetschenen, Jesiden, Turkmenen, Assyrern, Chaldäern und Armeniern. (80 Prozent der Bevölkerung sind kurdisch. Es gibt viele Araber- und Jesidendörfer und bis zu 43 Christendörfer.)
Die Fläche von Cizîrê ist größer als größer als Israel und Palästina zusammen. In den 60ern setzte das syrische Regime in den kurdischen Gebieten eine Siedlungspolitik um, welche von der Ba’athpartei nach ihrer Machtübernahme weitergeführt wurde. Diese Politik wurde „Grüner Gürtel“ genannt und legte fest, dass die Bedingungen für Kurden im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben sowie in der Erziehung schlechter sein würden, als die der Syrier. Der Hauptpunkt der „Grüner Gürtel“-Politik war es, das kurdische Land zu konfiszieren und Araber aus verschiedenen Gebieten dazu zu bringen, auf kurdischem Gebiet zu siedeln, welches dann unter diesen verteilt wurde. Kurz gesagt kamen die kurdischen Bürger unter Assad an dritter Stelle, nach den Arabern und Christen.
Eine andere Taktik war, dass Cizîrê nur Weizen und Öl produzieren sollte. Das hieß, dass die Regierung sicherstellte, dass es keine Fabriken, Unternehmen oder Industrie in der Gegend gäbe. Cizîrê produziert 70% des syrischen Weizens und ist sehr reich an Öl, Gas und Phosphaten. Daher ist die Mehrheit der Bevölkerung in der Landwirtschaft der kleinen Städte und Dörfer beschäftigt und als Händler, Ladenbesitzer und kleine Unternehmer in den Gemeinden und kleinen Städten. Zusätzlich werden viele Leute von der Regierung für die Erziehung, Gesundheit und die lokalen Behörden angestellt oder als Soldaten für das Militär.
Ab 2008 verschlimmerte sich die Lage, als Assads Regime ein Spezialdekret erließ, um den Bau großer Gebäude zu unterbinden. Gerechtfertigt wurde dieses sowohl durch die kriegsbedingte Lage (bezugnehmend auf den andauernden Krieg in der Region) als auch, weil dieses Gebiet abgelegen ist und an der Grenze liegt. Momentan ist die Situation schlecht. Sowohl die Türkei als auch die Regionalregierung Kurdistan (KRG) in Irakisch-Kurdistan haben Sanktionen verhängt. Das Leben in Cizîrê ist sehr einfach und der Lebensstandard sehr niedrig, aber sie leben nicht in Armut. Die Leute sind im Allgemeinen zufrieden und geben dem Priorität, was sie auf dem Weg zum Erfolg erreicht haben.
Einige der lebensnotwendigen Güter, welche wichtig sind, um Hunger zu vermeiden, existieren in Rojava. Dies ermöglicht einen zumindest mittelfristigen Umgang mit den Boykottsanktionen der Türkei und der KRG. So haben sie eine Menge Weizen, um Brot und Backwaren herzustellen. Daher ist das Brot beinahe umsonst. Die zweite Sache ist, dass auch das Öl billig ist und man sagt, sein Preis entspricht dem für Wasser. Man benutzt Öl für alles; zuhause, um Fahrzeuge zu fahren, und um einige kleine Geräte zu betreiben, die für einige Industriezweige gebraucht werden. Um den Reichtum an Erdöl zu nutzen, hat die Tev-Dem einige der Bohrlöcher und Raffinerien wieder in Betrieb genommen. Momentan produzieren sie mehr Öl als in der Region gebraucht wird und sind daher in der Lage, einiges davon zu exportieren und gegebenenfalls Überschüsse zu lagern.
Die Versorgung mit Elektrizität stellt ein Problem dar, da sie meistens in den benachbarten Regionen erzeugt wird, welche sich unter der Kontrolle des ISIS (Momentan IS, der Islamische Staat im Irak und der Levante oder der Islamische Staat) befinden. Daher haben die Leute nur etwa 6 Stunden am Tag Strom. Der ist dafür aber kostenlos und man wird nicht dafür belangt. Dieses Problem wurde teilweise durch die Tev-Dem behoben, indem sie Diesel zu einem sehr niedrigen Preis an alle verkaufen, die einen Privatgenerator besitzen, sofern diese die Anwohner mit Energie zu einem sehr billigen Preis versorgen.
Was die Telefonkommunikation angeht, ist es so, dass alle Mobiltelefone entweder im Netz der KRG oder der Türkei nutzen, je nachdem wo man sich befindet. Das Festnetz ist unter der Kontrolle der Tev-Dem & der DSV und scheint gut zu funktionieren. Auch dieses ist kostenlos!
Die Geschäfte und Märkte der Städte sind normalerweise vom frühen Morgen bis 11 Uhr in der Nacht offen. Viele Güter werden aus den Nachbarländern in die Region geschmuggelt. Andere Güter kommen aus anderen Teilen Syriens, aber sind durch die hohen Zölle, die man an die die Zufuhr kontrollierenden syrischen Streitkräfte und terroristischen Gruppen zahlen muss, sehr teuer.