3. Klarheit des Terrors
Die Triebfedern der Gegenwart sind im Grunde genommen kinderleicht zu verstehen.
Um sie vollständig und gründlich zu kennen, braucht man nur nicht vergessen, was wir bereits wissen. Wir dürfen nicht warten, bis Geständnisse der Regierenden unsere Wahrnehmungen bestätigen.
Jedes Bedürfnis nach Beweisen ist endlos. Es ist dazu verdammt, unerfüllt zu bleiben. Der Beweis für den Beweis fehlt immer und so weiter. Was fehlt, ist eine Beziehung zur Welt und kein an sie gerichtetes Bittgesuch.
Das heißt, wie wir sehen werden, dass über diese Welt und ihre „Geheimnisse“ alles geschrieben ist. Es ist alles gesagt. Man muss nur an der richtigen Stelle suchen und es schaffen, daran zu glauben.
Die Auswirkungen des Schocks und der Druckwelle der gegnerischen Offensive bestehen darin, uns von allem abzuschneiden, was wir im Innersten wissen; darin besteht die angestrebte Wirkung des Terrors.
Wir sollen den Faden jeglicher Gewissheit verlieren.
Wir sollen den Halt verlieren.
Das ist der eigentliche Great Reset.
Unter dem Vorwand, herauszufinden, wie „Kommunisten“ „Gehirnwäsche“ betreiben und wie sie es schaffen, einen ungarischen Kardinal zum Geständnis zu bringen oder amerikanische Gefangene aus dem Koreakrieg umzudrehen, begann die CIA in den 1950ern ein umfangreiches Programm zur Verfeinerung seiner psychologischen Foltertechniken. Es kommt zu dem Schluss, dass es etwas viel Besseres gibt als Elektroschocker und etwas viel Besseres als LSD: das „DDD“-Syndrom für Debility, Dependency, Dread (Kraftlosigkeit, Abhängigkeit, Furcht). Es genügt, das menschliche Subjekt zu isolieren, alle seine Gewohnheiten außer Kraft zu setzen und es in Schrecken zu versetzen, damit es den Kontakt zu sich selbst verliert, depersonalisiert und nach Belieben formbar. Das sind Techniken, die man großzügig den „Sekten“ zuschreibt oder die man im „Management durch geistige Manipulation“ praktiziert.
„Nach einer weit verbreiteten Meinung war der faschistische Terror nur eine kurzlebige Episode der modernen Geschichte, die nun glücklicherweise hinter uns liegt. Ich kann diese Meinung nicht teilen. Ich glaube, dass der Terror tief in der Veranlagung der modernen Zivilisation selbst und insbesondere in der Struktur der modernen Wirtschaft verwurzelt ist. […] Das moderne System des Terrors läuft im Wesentlichen auf die Atomisierung des Individuums hinaus. Wir zittern vor der Folter, die den Körpern der Menschen zugefügt wird; aber wir sollten uns nicht weniger über die Bedrohung des Geistes der Menschen entsetzen. Der Terror vollbringt sein Werk der Entmenschlichung durch die vollständige Einbindung der Bevölkerung in Kollektive. Er zielt darauf ab, den Menschen die psychologischen Mittel der direkten Kommunikation untereinander zu nehmen, trotz – oder vielmehr wegen – des großartigen Kommunikationsapparats, dem sie ausgesetzt sind. In einer Situation des Terrors ist der Einzelne nie allein und immer allein. Er wird gefühllos und verhärtet sich, nicht nur gegenüber seinem Nebenmann, sondern auch gegenüber sich selbst; die Angst raubt ihm die Fähigkeit zu spontanen emotionalen und geistigen Reaktionen. Denken wird zu einem dummen Verbrechen; es gefährdet sein Leben. Die unvermeidliche Folge ist, dass sich die Dummheit wie eine ansteckende Krankheit unter der terrorisierten Bevölkerung ausbreitet. Die Menschen leben dann in einem Zustand der Erstarrung – in einem moralischen Koma“. (Leo Löwenthal, Die Atomisierung des Menschen durch den Terror, 1946).
Portugal. „Habt keine Angst davor, Angst zu haben“. #cascais-bleibt-zu-Hause
Wenn man irgendeine Verbindung zwischen dieser Beschreibung und dem momentan Erlebten erkennt, erweckt das den Anschein des Verschwörungstheoretischen. Es ist jedoch nie gut, eine völlig klare Wahrnehmung abzuwehren. Das Rudel der Wachhunde kann gerne bellen, spotten und schäumen. Wir wissen nicht nur Dinge, die sie nicht wissen wollen, sondern ignorieren nebenbei auch nicht, dass „die Welt komplex ist“ – wie es diejenigen gerne ständig wiederholen, die versuchen, ihre Gesprächspartner zu infantilisieren, wobei sie mit dieser hohlen Phrase nur sich selbst von jeder Form von Courage befreien. Zum Beispiel von der Courage, zu den laufenden Operationen und der von ihnen gestalteten Welt eine klare Position zu beziehen. Es gibt nicht nur eine Erkenntnistheorie der Methoden; es gibt auch eine Erkenntnistheorie der Tugenden. Ja, die „Machtbeziehungen sind vorsätzlich und nicht subjektiv“; ja, es gibt einen „impliziten Charakter der großen, anonymen, fast stummen Strategien, die wortgewaltige Taktiken koordinieren“; ja, es geht um das Aufdecken der „allgemeinen Kraftlinie, die die lokalen Konfrontationen durchdringt und sie verbindet“; und nein, wir stellen uns nicht vor, eines Tages den Generalstab aufzuspüren, der allen gegnerischen Strategien vorsteht. Aber diese wenigen Thesen von Michel Foucault können nicht als Ratgeber für ausgeklügelte Feigheit dienen. Eine Welt, so feindlich wie die sich ankündigende, entsteht nicht von selbst. Man hat uns eine Welt hinter unserem Rücken erschaffen, und man macht das mehr denn je. Allein die Tatsache, dass es eine Welt gibt und nicht mehrere – und überall dieselbe Welt, immer wüstenhafter, immer frustrierender und mittelmäßiger, jeden Tag globalisierter und doch jeden Tag enger –, ist das Ergebnis einer konzertierten Anstrengung. Eine ganze Reihe von Dingen geschieht dort natürlich ganz von selbst, ohne den bewussten Willen derer, die daran beteiligt sind, und sie gehen natürlich in die Richtung derer, die uns wissentlich diese Welt hinter unserem Rücken erschaffen. Und das ist in der Tat komplex, ändert aber weder etwas an ihrer Existenz noch an der Bösartigkeit ihrer Operationen. Eric Schmidt, der vom Vorsitzenden von Google zum Vorsitzenden des Nationalen Sicherheitsausschusses für künstliche Intelligenz wurde, mag sich im Februar 2020 in der New York Times darüber sorgen, dass das Silicon Valley den „Technologiekrieg“ gegen China verlieren könnte, weil das Leben in den USA nicht ausreichend digitalisiert ist. Dass Chinas künstliche Intelligenz explodiert, dank des Ozeans an täglichen, durch die fortschreitende Cyberisierung des Landes gelieferten Daten, bleibt nichts als ein Argument für ein fest umrissenes Machtprojekt. Es ist dieses Projekt selbst und kein anderes, das uns dazu zwingt, so viel wie möglich online zu leben. Wie ein Bericht der genannten Kommission vom Mai 2019 fein beobachtete: „Die Verbraucher gehen zum Online-Kauf über, wenn es der einzige Weg ist, das zu bekommen, was sie wollen.“ Daraus ergibt sich zum Beispiel die Nützlichkeit eines Lockdowns. Diejenigen, die ein Interesse daran haben, uns in ihrer Welt einzuschließen und uns jeden Ausweg abschneiden, sind ganz konkret unsere Feinde. Das sind Menschen, die gegen uns arbeiten, Menschen, die uns ganz sicher nichts Gutes wollen. Das ist die ungehörige Einfachheit, von der uns die Betrüger der „komplexen Welt“ ablenken wollen – denn sie enthüllt die schreckliche Einfachheit ihrer Position.
Die vergangenen zwei Jahre haben, wie jeder historische Umbruch, eine Art Erdbeben in unseren Leben ausgelöst. Sie haben die Landschaft neu geformt. Der absichtlich gesteigerte gesellschaftliche Druck ließ Gelegenheitsfreundschaften abreißen. Er hat auch Spaltungen hervorgebracht, die wir nicht vermutet hätten, und grundsätzlichere, tiefere, ungekünstelte Komplizenschaften hervorgebracht.
Wenn man ruhig darüber nachdenkt, wird man zugeben müssen, dass nichts davon so zufällig ist.
Die Distanz, die sie jetzt gegeneinander zeigen, bestand schon vorher.
Herr Sowieso legte mehr als auf alles andere Wert darauf, ausgefuchst zu erscheinen. Er konnte nicht anders, als den Erfolg zu bewundern und sich auf die Norm zu berufen. Er wollte cool sein und hatte Schiss um seinen sozialen Kredit.
Überall geht der Anstieg der Dummheit mit dem Anstieg des Nihilismus einher.
Die Situation wirkt als eine Offenbarung der inneren Risse der Menschen, so wie das Coronavirus als Offenbarung der dieser Zivilisation so eigenen chronischen Krankheiten dient.
Man hat, im Zusammenhang mit den vergangenen zwei Jahren, von einer großen Verwirrung der Geister gesprochen.
Aber es gibt eine Art von Verwirrung, die der Erleuchtung unmittelbar vorausgeht.
Denjenigen, die zu sehen bereit sind, werden die vergangenen zwei Jahre eine große Klarheit gebracht haben.
Denjenigen, die den Weg frei räumen wollen, steht das Feld offen.
Diejenigen, die glauben, dass die Regierenden ihr Bestes tun, ihrer Inkompetenz und der sie umgebenden Bürokratie zum Trotz,
Diejenigen, die den abgrundtiefen Zynismus nicht sehen, der hämisch aus all den wohlklingenden Verkündungen des Humanismus und der guten Gefühle hervor grinst,
Diejenigen, die lieber vergessen, dass die Eugenik, die Kolonialisierung, die Dressur der Bevölkerung oder die Rockefeller-Stiftung nie etwas anderes verfolgt hat als das „Wohl der Menschheit“,
Diejenigen, die aufrichtig glauben, dass man „Anderen Gutes tun“ kann, ohne damit zu beginnen, ihnen sowohl unsere Definition des Guten wie unser Anderssein aufzuzwingen,
Diejenigen, die nicht erschaudern, wenn sie das Foto eines griechischen Tierarztes sehen, der CEO von Pfizer geworden ist und eine schwarze Maske mit der Aufschrift „Science will win“ trägt,
Diejenigen, die ansonsten glauben, dass „die Wissenschaft“ irgendwo als strenger und wohlwollender Papa existiert und nicht als Schlachtfeld, auf dem Paradigmen ständig angegriffen, zunichte gemacht und schließlich umgestoßen werden,
Diejenigen, die aus Stolz, Bequemlichkeit, Abstumpfung oder Leichtfertigkeit und nach einem guten Jahrhundert der Verfeinerung von Propaganda und Kommunikationskunst, lieber ignorieren, dass die Wahrheit 1914 gesellschaftlich bereits tot und begraben war,
Diejenigen, die unter den Schafen noch immer darüber streiten, ob es der Schäfer, ungeachtet aller Fürsorge, die er ihnen zukommen lässt, nicht doch auf ihren Kopf abgesehen hat,
Diejenigen, denen es widerstrebt, ihren Herren unlautere Absichten zu unterstellen, weil sie befürchten, dass das kleine Lügenschloss ihrer eigenen sozialen Existenz ebenfalls zusammenbricht,
Diejenigen, die sich für Schlauberger halten, da sie in trotzigem Ton den Unsinn wiederholen, den sich die regierungsamtliche Trollerei für sie ausgedacht hat,
Diejenigen, die sich von Apathie und innerer Resignation anstecken ließen, im Angesicht der globalen Offensive, deren Startschuss die Erklärung einer „globalen Pandemie“ war,
Diejenigen, die tief schlafen, während ein Präsident, der seinen Machiavelli gründlich studiert hat, sich unter dem Deckmantel des „Gesundheitspasses“ einen seinen Wünschen gemäßen politischen Korpus zurechtschneiden will – nein, regieren ist nicht vorausplanen und auch nicht dienen, sicherlich ist es „glauben machen“, wie Richelieu sich ausdrückt, aber vor allem bedeutet „regieren, Ihre Untertanen außerstande zu setzen, Ihnen zu schaden oder auch nur daran zu denken“ (Machiavelli, Rede über die erste Dekade des Titus Livius),
Die, deren Partei es ist, sich nichts zu Herzen nehmen, nichts ernst zu nehmen, so zu tun, als ob nichts wäre,
Diejenigen, die das uns in den vergangenen Jahren zugefügte, konzentrierte Böse nicht als Aufruf zum Gegenschlag empfinden,
Diejenigen, die ruhig die totale Kontrolle als Bedingung für die „Wiedererlangung der Freiheit“ akzeptieren,
Diejenigen, die sich all den gestern aus dem Nichts erfundenen Normen unterwerfen, in der Hoffnung auf eine „Rückkehr zur Normalität“, die aus genau diesem Grund nie eintreten wird,
Diejenigen, die sich nicht damit begnügen, erniedrigenden Verpflichtungen nachzukommen, sondern deren Notwendigkeit auch noch theoretisieren,
Diejenigen, die glauben, dass es in der Geschichte Einschübe gibt wie in Sätzen, und sich damit beruhigen, dass sich diese mit dem „Sieg über das Virus“ bald erledigt haben werden,
All diesen Menschen können wir nicht helfen.
Letztendlich hilft Umherirren, auch das.