Vorwort zur englischen Ausgabe des Konspirationistischen Manifests
Das Konspirationistische Manifest ist im Juni 2023 auch auf englisch herausgekommen und wurde am 6. Juni in Los Angeles vorgestellt. Eine Übersetzung lag bei der Veranstaltung zu diesem Buch im Jockel am 2. Juni aus.
Weitere Zettel, Referate, Bericht und Kommentar rund um diese Veranstaltung gibt es hier.
Das folgende Buch ist zum ersten Mal im Januar 2021 erschienen und zwar bei Éditions du Seuil, einem ‚angesehenen‘ linken Verlagshaus in Paris. Die strikte Anonymität des Buches brachte einen ein wenig speziellen Veröffentlichungsprozess mit sich, so daß es erforderlich war, niemanden aus dem Verlagshaus außer den Chef bei dem Vorhaben ins Vertrauen zu ziehen. Da wir ja in einer Demokratie leben, war es von da ab logisch, daß die französische Polizei meinte, guten Grund zu haben, das eine oder andere diskrete Treffen mit besagtem Chef auf ungeschickte Weise zu beschatten, den mit dem Vorhaben verbundenen Schriftwechsel abzufangen und gar, weil ‚Gefahr‘ bestehe, zu zerstören. Und es war ebenso logisch, daß dieselbe Polizei es dringlich fand, sogar noch vor Veröffentlichung des Buchs unter dem Namen eines ihrer journalistischen Gehilfen einen Artikel erscheinen zu lassen, der vorgab, die Anonymität der Autoren aufzudecken und den Inhalt des Buches so gut wie möglich zu verleumden, um seine Rezeption in eine bestimmte Richtung zu lenken. Da es nicht gelang, sein Erscheinen zu verhindern, wurde, kann man sagen, alles getan, den Herausgeber davon abzubringen, es zu verbreiten, die Buchhändler davon, es zu verkaufen, und – ohne Erfolg – die Leser davon, es zu lesen. Immerhin leben wir in einer Demokratie, und es wäre schädlich, wenn die Bürger unglücklicherweise mit gefährlichen Ideen in Kontakt kämen oder gar mit schockierenden Wahrheiten. Es ist wichtig, daß die Polizei über die mentale Sicherheit der von ihr Verwalteten wacht. Bereits jetzt arbeitet die französische Armee an der Theorie, daß in den globalen Konflikten von nun an die Aufrechterhaltung der ‚safe sphere‘ der Bevölkerungen auf dem Spiel steht – damit keine Gefahr droht, daß die epistemologische Blase in Unruhe versetzt wird – oder, wer weiß, sogar zum Platzen gebracht wird? – , in der sich dank der technologischen Apparatur, die nunmehr den Zugang zur Welt steuert, jeder Bürger gefangen findet. Das ist die Annahme der Direktorin der Cybersecurity and Infrastructure Security Agency des Department of Homeland Security (DHS), zuständig für den Kampf gegen ‚Misinformation, Disinformation and Malinformation‘, Jen Easterly, wenn sie auf einer Konferenz im November 2021 erklärt: ‚One could argue we’re in the business of critical infrastructure, and the most critical infrastructure is our cognitive infrastructure‘. Ein Glück, daß unser Gehirn in so guten Händen ist. Jeder wird wohl kapiert haben, daß die direkte ‚Regulierung‘ der sozialen Netzwerke durch das FBI und das DHS, die unter dem Vorwand des Kampfes gegen Covid-19 in Gang gesetzt wurde, in Wirklichkeit ein Abbild der Zukunft ist – einer Zukunft, die sich schwerlich ohne die Atmosphäre des dritten Weltkriegs verwirklichen lässt, eine Atmosphäre, die entschlossen und methodisch gerade schon herbeigeführt wird. Denjenigen, die geglaubt haben, die Phase der Pandemie sei nur ein Zwischenspiel gewesen und nicht ein konstituierender Akt, wird nun die Rechnung präsentiert. Indem er das Trauma von 2020 leugnet, unterzeichnet der Bürger den sozialen Pakt, der ihn an seinen Scharfrichter bindet. So sind die ‚Politischsten‘ plötzlich zu den am stärksten Getäuschten geworden, die ‚Kultiviertesten‘ zu den Dümmsten und die ‚Kritischsten‘ zu den Stummsten.
Einen Monat vor dem Erscheinen dieses Manifeste geschah der spektakuläre und qualitative Sprung in den Krieg, mit der Ukraine als blutbesudelte Rassel. Man kann getrost sagen, daß der ‚neue Kalte Krieg‘, den offenzulegen nun allerlei Leute vorgeben, im Manifeste durchweg präsent ist. In Wahrheit konnte niemand, der sich zu informieren weiß, ignorieren, daß schon seit Jahren die strategische Entkoppelung der USA von China im Gange war, daß die allgemeine Wiederaufrüstung zügig voranschritt, wie auch die Gerüchte über die Rückkehr des ‚konventionellen Kriegs‘, daß die Fertigstellung von Nord Stream 2 schon allein für sich ein casus belli für die USA war oder daß die NATO schon den Weg zum ‚kognitiven Krieg‘ geebnet hatte. Ausgangssperre, Generalmobilmachung, Belagerungszustand, verstärkte Kontrolle des öffentlichen Raums und der Bevölkerung: Auch die militärische Tonart des ‚Kriegs gegen den Virus‘ verhieß nichts Gutes. Zudem war es einfach, zu erahnen, daß die großen Verbrechen, die unter dem Deckmantel des Pandemie-Managements begangen wurden, nicht anders als durch noch größere Verbrechen ausradiert werden konnten. Die Flucht nach vorne ist die einzige Art und Weise, den Konsequenzen solch enormer Lügen und Rechtsbrüche zu entkommen, und nur der Krieg mit den Ausnahmemaßnahmen, die er erlaubt, ermöglicht es, das Schisma in der erlebten Wirklichkeit, das sich immer weiter auftut, zu vermindern und dadurch die unabwendbare Rache zu vertagen. Auf diese Weise halten sich die Imperien, die sich im Zustand fortgeschrittenen inneren Zerfalls befinden, aufrecht, eines sich am anderen stützend. Es ist jedoch unnötig, hier noch das zu ergänzen, was in diesem Buch zur Genüge erhellt wird – die Fortdauer des Kalten Krieges, die duale Natur der Gesamtheit der heutigen Technologien, das Kontinuum zwischen der Biopolitik der Pandemie und der Thanatospolitik des bewaffneten Konflikts, das Regieren durch Trolls, die Ökologie als Vorwand zur Beschleunigung der Verwüstung, der infrastrukturelle Charakter der gegenwärtigen Macht und damit der aktuellen Kriege etc. Eineinhalb Jahre nach dem Erscheinen des Manifeste muß man zugeben, daß eine Sache darin überholt ist: Wir haben, insbesondere am Anfang des Buchs, eine ganze Reihe von Neppereien für Trottel vorgelegt – kategorische Behauptungen (von denen wir aber aus sicherer Quelle wußten, daß sie als zutreffend erwiesen waren) über das Virus und seine Herkunft, über die ‚Impfungen‘ und ihre Sekundäreffekte, über die psychopolitischen Manipulationen und die Zensur, mit denen wir beabsichtigten, das, was damals medienwirksam als Evidenz durchging, zu erschüttern. Heute wird das, was damals als billige Provokation oder Spinnerei von Verschwörungstheoretikern galt, ‚faktisch‘. ‚wissenschaftlich‘, ‚statistisch‘, kurz und gut: historisch bestätigt. Man findet es in den Berichten der Bundesbehörden oder hört es aus dem Mund von Jeffrey Sachs. Das spricht für sich. Den Trotteln bleibt nun nur noch das Durcheinandermischen, die Unterstellung, die Verleumdung und die Wichtigtuerei, um den Eindruck zu erwecken, daß sie inmitten der Trümmer ihrer abgesoffenen Positionen noch oben schwimmen – die ganzen rhetorischen Techniken, wenn es darum geht, die ‚verschwörungstheoretischen‘ Wahrheiten zu attackieren, die sich im Grunde nicht geändert haben, seit der CIA sie, mit dem Schiffbruch infolge der Schlüsse der Warren-Kommision konfrontiert, in seinem berühmten Memorandum von 1967 angeraten hatte. Ihr Ertrinken erregt bei uns keinerlei Mitleid. Wir wünschen ihnen alles Glück dieser Welt.
Der amerikanische Leser wird in diesem Buch eine Menge Genealogien finden, die auf direktem Wege in die Vereingten Staaten führen und, etwas allgemeiner, eine Zusammenführung von in ihrer Mehrheit angelsächsischen Quellen. Es gehört zum stolzem Provinzialismus des alten Europa, zu leugnen, daß es seit einem guten Jahrhundert unter Vorherrschaft lebt und von daher von seiner eigenen jüngeren Geschichte nichts verstehen kann. Diese Sache ist jedoch schon 1909 einem Dichter nicht entgangen, der damals im L’écho des sports schrieb: ‚Man muß Amerikaner sein oder zumindest als solcher erscheinen, was genau dasselbe ist. (…) Gewiß, die ganze Welt ist amerikanisch, aber man ist es mehr oder weniger. (…) Ihr sollt immer geschäftig erscheinen.‘ (Arthur Cravan: ‚To be or not be American‘) Während es alles andere als sicher ist, daß das neue Jahrhundert amerikanisch sein wird, gibt es doch keinen Zweifel, daß das vergangene es durch und durch war. Einer der exemplarischsten Konspirationisten der Geschichte, Philippe Buonarroti, beschrieb in den 1830er Jahren die Vereinigten Staaten als ein ‚in demokratische Formen gekleidetes feudales Regime‘. In diesem Punkt weist die amerikanische Geschichte eine bewundernswerte Konstanz auf – was übrigens nichts vom ganz und gar konspirationistischen Charakter der amerikanischen ‚Revolution‘ selbst wegnimmt, die, in den Worten von George Washington, auf der Seite Londons ‚einen regelrechten, systematischen Plan‘ erkannt hat, der darauf abzielte, die Kolonien der Neuen Welt zu unterjochen. Es ist wahr, daß es im Land der confidence men schwierig ist, in wen oder was auch immer Vertrauen zu haben. Die Geschichte ist mehr denn je der Alptraum, aus dem wir zu erwachen versuchen. Es bleibt kein großer Rest mehr an Weltvertrauen bei denen, die in Facebook die privatwirtschaftliche Verwirklichung des LifeLog-Projekts der DARPA zur totalen Überwachung sehen, die die Hintergründe der Verschwörung erkennen, die die Sabotage von Nord Stream 1 und 2 herbeigeführt hat; auch für die nicht, die feststellen müssen, mit welchem Zynismus das State Department und die CIA die woke Rhetorik mit dem Zweck übernehmen, in neuer Verkleidung ihre ewig gleichen Absichten zu verfolgen. Der Schutzheilige des Antikonspirationismus, Karl Popper, schrieb in den 1960er Jahren: ‚Der Glaube an die homerischen Götter, deren Verschwörungen die Geschichte des Trojanischen Kriegs erklären, ist verschwunden. Aber ihre Stelle nehmen heute die Weisen von Zion, die Kapitalisten, die Monopolisten oder die Imperialisten ein.‘ Diese rhetorische Technik erlaubte es ihm, jede artikulierte Kritik der Beherrschung durch das Kapital unhörbar zu machen, indem er sie des Antisemitismus verdächtig machte. Ein großes Glück, daß man heute dank der historischen Archive die Missetaten der Monopolisten und der Imperialisten der 1960er Jahre kennt und weiß, wie sie auf vielen Gebieten den Kurs der Welt bestimmen konnten – und wie sie uns an diesen Punkt des vollständigen Desasters gebracht haben. Der Grad der Anhäufung von Reichtum und Macht ist so groß, daß die Führungsgruppen, bei all ihrem Hang zum Empirismus, nun Pläne entwerfen können und nicht mehr simple Strategien. Die Idee, die alten Kategorien zur Verstehbarkeit der Geschichte erhalten zu wollen, steht uns selbstverständlich fern. Möge die Veröffentlichung dieses Buchs auf Amerikanisch bei der Verfeinerung dieser Kategorien und uns zum Verstehen des Alptraums, in dem wir uns versunken finden, helfen. Mögen wir endlich diesem Alptraum entkommen, die Wächter des Schlafs vertreiben und uns endlich in das vita nuova aufmachen, das in jedem Moment in Griffweite liegt.
1. März 2023