Zündlumpen stellt erscheinen ein
Der Zündlumpen gab einige Jahre lang dem ehrlichen Anarchismus eine Stimme. Insbesondere während des Autoritarismus der letzten 1 1/2 Jahren blieb er stabil, nicht ohne ins Kreuzfeuer einiger Linker, inklusive sozialverträglicher Anarchisten zu geraten. Die Herausgeber haben nun keine Lust mehr und stellten das Erscheinen ihrer Zeitung ein. Mögen die an diesem Projekt Beteiligten an anderer Stelle ins Geschehen eingreifen. Viel Glück!
Freunde und Liebhaber dieses Flügels seien einstweilen auf den Giftschrank verwiesen.
Das war’s …
Nach 85 Ausgaben hältst du heute die letzte Ausgabe des Zündlumpens in Händen. Die führende Null vor der 85, sie wird wohl auf ewig anzeigen, dass da eigentlich noch etwas hätte kommen sollen, dass das Projekt Zündlumpen an dieser Stelle unvollendet abgebrochen ward. Nein, uns ist nicht die Tinte ausgegangen und wir sind erst recht nicht „erwachsen geworden“, nicht „vernünftig“ und haben uns auch sonst höchstens weiter zum Schlechten entwickelt. Wie du als treuer Zündlumpen-Leserin sicherlich mitbekommen hast, ist während der letzten anderthalb Jahre eine regelrechte Hetzkampagne gegen unsere Zeitung ins Rollen geraten. Erst waren es die Zentralorgane des linksidentitären Konformismus wie die konkret und die Analyse & Kritik, die uns – wenig plausibel – unterstellten, sozialdarwinistische Positionen zu vertreten. Dem schloss sich das „anarcho“konformistische Traditionsblatt schlechthin, die Graswurzelrevolution an und setzte den Zündlumpen und „den Insurrektionalismus“ mit Neonazis gleich (bzw. befand ihn für phänomenologisch ähnlich, wie Lou Marin später betonen würde) und schließlich folgten die etwas weniger in Konformismus geübten, dank ihrer Wissenschaftsgläubigkeit orientierungslos gewordenen, anarchistischen Schwurbelbekämpferinnen der FAU Hamburg und anderer irrelevanter Gruppen; und irgendwelche plattformistischen Stümper versuchten sich relativ erfolglos am öffentlichkeitswirksamen Verbrennen des Zündlumpens. Vor allem letzteres hat uns zu Denken gegeben: Wenn dieses Blatt nicht einmal seinem Namen gerecht wird, wozu taugt es dann überhaupt?
Unterdessen fängt eine „Linke Szene“ an, zu raunen und zu spekulieren: Nicht einmal das Maul halten können diese Leute noch. Erst flüstert der Arthur der Anna etwas zu, dann die Anna dem Christoph. Der Christoph versucht sich sogar als Hobbybulle und versucht aus den Handschriften irgendwelcher Münchner Graffiti schlau zu werden. Mutmaßungen über die Urheber*innenschaft des allseits verhassten Blattes machen die Runde und wer es wagt zuzugeben, dass sie eigentlich doch ganz spannend findet, was da so geschrieben steht, die muss sich immer häufiger anhören, was der Freund vom Arthur bei Twitter von Anna gelesen hat, die zwar selbst nicht den Artikel gelesen, aber doch immerhin von einer Freundin erzählt bekommen hat, was deren Freund sagt, dass darin stünde. Nein, wirklich, das ist kein Witz. Das ist das Niveau, auf dem der Zündlumpen unter Linken mehr oder weniger erfolgreich diffamiert wird. Kein Wunder, dass man mit solchen Jasagern schon vor einiger Zeit gebrochen hat. Gefährlich sind die Spekulationen in diesen Kreisen jedoch nichtsdestotrotz. Nicht weil diese Leute irgendeine Ahnung hätten, sondern vielmehr, weil der Repression auch die wildeste Spekulation zum Vorwand gereichen kann, wenn sie ihr gerade gelegen kommt.
Sei es wie es ist. Uns reicht’s. Wir machen den Laden dicht. Was an gedruckten Ausgaben noch da ist, damit zünden wir irgendetwas an und wenn ihr uns helfen wollt, in Würde abzugehen, dann könnt ihr ja das selbe mit all den bei euch rumliegenden alten Ausgaben tun. Die Webseite bleibt noch eine kleine Weile als Archiv erhalten, bevor wir sie dem kybernetischen Nirvana anvertrauen, über die E-Mail Adresse empfangen wir noch einen Monat sülzige Beileidsbekundungen und letzte Hassnachrichten, dann wird sie stillgelegt. Wer als anarchistische Bibliothek oder Archiv noch eine Gesamtausgabe des Zündlumpens von uns haben will, muss sich ebenfalls bis dahin melden.
Bleibt noch zu sagen: Wer das liest ist doof.
Tschüss!
15.9.2021
Quelle: https://zuendlumpen.noblogs.org