Anhang I: Eine Klarstellung bezüglich Einfluss nehmender Minderheiten
Der wesentliche Unterschied zwischen einer Einfluss nehmenden, aufständischen Minderheit und einer Avantgarde- oder populistischen Gruppe ist, dass die erstere ihre Prinzipien und horizontalen Beziehungen zur Gesellschaft wertschätzt und versucht, ihre Prinzipien und Modelle zu verbreiten, ohne sie als Besitzstand zu wahren. Eine Avantgarde hingegen versucht, diese zu kontrollieren – sei es durch Zwang, Charisma oder das Verbergen ihrer wahren Ziele. Eine populistische Gruppe bietet einfache Lösungen und nährt aus Angst vor Isolation die Vorurteile der Massen. Tatsächlich aber überwindet die populistische Gruppe niemals die Isolation, denn das würde eine Ausbildung starker Beziehungen erfordern, die Meinungsunterschiede aushalten. Stattdessen ahmt sie die Massen einfach nach.
Weil sie beide die Wärme der Herde suchen, liegen die Avantgardisten und die Populisten oft im selben Bett, wie es auch die Stalinisten und die UGT während des Spanischen Bürgerkriegs taten. In einer solchen Partnerschaft werden die ersteren effektiver sein und die letzteren benutzen.
Da ihr Idealismus im Widerspruch zu dem prinzipienlosen Pragmatismus der Mehrheit steht, neigt die Einfluss nehmende Minderheit dazu, eine antisoziale Tendenz zu entwickeln und sich an die Rolle eines Wadenbeißers zu gewöhnen. Wenn sich diese Tendenz als Verachtung für den Rest der Gesellschaft und als Entschlossenheit, ihre Prinzipien trotz und gegen die Massen zu realisieren, manifestiert, ist es wahrscheinlich, dass sie eine gemeinsame Basis mit avantgardistischen Gruppen findet, welche sie wohl als Schock-Truppen für Offensiven verwenden werden – wie in der Oktoberrevolution. Wenn sie aber den einfacheren antisozialen Weg nimmt, ihre Prinzipien ins Reich der Abstraktion zu verlegen, wird sie ihren Einfluss beschränken, weil nichts und niemand in ihrer Umgebung ihre Ideale reflektieren oder sie zum Engagement einladen wird. Nur wenn sie beständig Ihre Prinzipien auf die Komplexität ihrer Umgebungen beziehen, können solche Minderheiten für andere als Modell dienen, selbst Handelnde aus eigener Kraft zu werden.
Die Einfluss nehmende Minderheit wirkt durch Resonanz, nicht durch Kontrollen. Sie nimmt Risiken auf sich, um inspirierende Modelle und neue Möglichkeiten zu schaffen und um bequeme Lügen zu kritisieren. Sie genießt keine wesenhafte Überlegenheit, und auf die Annahme einer solchen zurückzufallen, würde zu ihrer Isolation und Irrelevanz führen. Wenn ihre Schöpfungen oder Kritiken niemand inspirieren, wird sie keinen Einfluss haben. Ihr Zweck ist nicht, Anhänger zu gewinnen, sondern soziale Gaben zu schaffen, die andere Menschen frei nutzen können.