Ein Märchen
Es war einmal ein König, der herrschte über ein großes Land. Warum er herrschte? Das weiß man nicht. Herrschaft gibt es, seitdem die Menschen denken können. Herrschaft ist die Form, in der sich die Geschichte des Menschengeschlechts vollzieht. So stammen auch Gedanken und Wille zu ihrer Abschaffung aus dieser Geschichte – klar: ohne Herrschaft, keine Abschaffung, aber diese Gedanken sind eben auch von ihrer Herkunft gezeichnet. „Es ist niemals ein Dokument der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein.“ Hat ein weiser Mann gesagt.
Als es den Untertanen zu viel wurde, wurde der König abgesetzt – Rübe runter! So war das damals. Aber die Geschichte ist noch nicht vorbei. Denn an die Stelle des Königs trat eine Maschine. Die hat viele Namen. Jedenfalls herscht sie noch immer und durch sie Menschen über Menschen und Tiere. Es geht um Ausbeutung, wie immer, die alte Geschichte…
Die, die einst den König abservierten, saßen gerne links, seitdem nennt man sie die Linken. Dass die Linken notorisch unzufrieden sind mit den Zuständen, stimmt, nur wurden es zunehmend die eigenen Seelenzustände. Freilich sind auch die Linken nicht vor Irrtümern und Dummheiten gefeit. Müssen sie doch auch in dem ganzen Kuddelmuddel leben. Nur war es wohl am Ende doch zu viel. Etliche Jahre des Scheiterns und Verfolgtwerdens, des vom vermeintlichen Endgegener schier Aufgelöstwerdens später ist die Linke auf den Hund gekommen (Was man so eigentlich nicht sagen kann – denn Hunde sind kluge Wesen). Die Linke ist verdummt, nun endgültig nur noch mit ihren eigenen Befindlichkeiten beschäftigt. Theraptie statt Kritik. Familie spielen statt sich organisieren. Humorloses wurschteln.
Wie in allen biederen Familien wird vor allem moralisiert. Was das heißt, Moralisieren? Das heißt, man stellt fest, dass der Andere von der eigenen Weltanschauung abweicht. Mehr ist es nicht. Von Tuten, Blasen und vor allem von der oben erwähnten Maschine hat man keinen blassen Schimmer. So muss man wirklich keine Angst haben, dass dieser moralisierende Haufen der herrschenden Maschine jemals gefährlich werden könnte.
Und nun kommt ein Virus angeflogen. Der Staat greift durch. Macht Panik, bestellt sich bei Wissenschaftlern bebilderte Horrorszenarien. Der Staat zieht die Spaßbremse. Sperrt die letzten Inseln, wo die Verlorenen unbehelligt sein, auf andere Gedanken kommen können, sperrt die Menschen zu Hause ein, lässt sie nur noch zum Arbeiten raus, reduziert sie auf die Arbeitskraftbehälter, die sie für die Maschine wesentlich sind. Der Umweg des Verwertungsprozesses über das sinnliche Individuum, dessen Lust Ewigkeit will, wird kürzer. Die Maschine kommt zu sich selbst. Endlich also ein Anlass, die Ekelhaftigkeit des Staates, die sich immer deutlicher zeigt, kritisch aufzuspießen? Denkste! Die Linke Familie nickt und onaniert, wirft sich dem Staat an die Brust – „Ich kenne keine Klassen mehr, ich kenne nur noch Virusschleudern.“ (Wilhem II)
Die Linke findet supi, wie der Staat durchgreift (wahrscheinlich alter Autoritätsfetisch). Es geht ihr gar nicht schnell genug mit dem lockdownen. Ach wär man doch in China… (Ist die derzeitige Ekelhaftigkeit der Linken ihre eigene Aktivität oder nur noch Zersetzungserscheinungen ihres Kadavers?) Wer hätte gedacht, dass ein Grippevirus der Sargnagel der Linken werden würde. (Das ist die Rache der Natur an dem unbewältigten Naturbeherrschungsfetisch der Linken… aber das ist ein andres Thema…) Sie sind also gestorben und leben nicht noch immer.
Gibt es Hoffnung? Die gibt es immer. Die ist billig.
Na gut, mein Kind, was Hoffnung wirklich geben kann, wäre: Humor und Begriff, klar sehen über die Maschine, klar sehen über die eigene Erbärmlichkeit, zusammenraufen, sich des Versöhnlichen der Ironie erinnern, und gerade jetzt: die existentielle Besinnung, zurückgeworfen auf die blose Existenz sich dem Staat verweigern, vor allem seiner Lageeinschätzung, seiner Spaßbremse, Ausharren im Raum, in Verteidigung der Kneipe die Verteidigung der Möglichkeit des ganz Anderen. Die Revolution kommt auf weinseligen Taubenfüßen…
16.3.2021