NICHT MEHR MAGAZIN
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Epidemische Politik
Französisches Original: Couvre-fous
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Am 17. Oktober 2020 wurde in Frankreich der Gesundheitsnotstand aufs Neue erklärt, verbunden mit einer weiteren Ausgangssperre. Wer gegen die Regelung verstößt, riskiert ein Bußgeld von 135 Euro, im Wiederholungsfall 1500 bis 3750 Euro und sechs Monate Gefängnis beim dritten Verstoß! Nachdem die Kneipen schon seit mehreren Wochen nach 21 Uhr schließen mussten, der Verkauf von Alkohol ab derselben Uhrzeit verboten ist und andere verwandte Restriktionen angeordnet wurden, stellt sich die Frage, wozu diese Kriegszeiten angemessene Maßnahme dienen soll, wenn nicht zur Erziehung und Zurichtung zuallererst der jungen Menschen, die in den letzten Monaten besonders stigmatisiert worden sind? Sind wir also allesamt Dummerchen oder, um sich auf ein vom Präsidenten favorisiertes Konzept zu beziehen, ‚Wilde‘? ‚Diszipinlose‘ – das entspricht ohnehin nicht der Realität: Auch wenn die französischen Medien dieses Klischee ständig bedienen, müssen die Franzosen keine Schamesröte gegenüber ihren deutschen Nachbarn haben. Eine Woche später wurde die schon atemberaubende Maßnahme der Ausgangssperre überführt in einen erneuten Lockdown für die gesamte Bevölkerung.
Und wenn es ein Killervirus wäre?
Am 29.3.2020 erläuterte ein taz-Redakteur unter dem Titel »Im Grundsatz leider richtig«, warum Linke normalerweise zurecht skeptisch seien, wenn das Bundesinnenministerium Überwachungsmaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung für notwendig erklärt. Normalerweise – im Fall von Corona aber eben nicht. Das worst case Szenario von vielen tausend Toten, der Überlastung der Krankenhäuser, Langzeitschäden usw. sei realistisch, die Maßnahmen daher richtig und zu befolgen. Die Annahme einer großen, drohenden Gefahr bestimmt auch Umgangweisen mit der Pandemie, die sich für noch radikaler halten: zum Beispiel Hausprojekte, die sich selbst Hygienevorschriften und Kontaktbeschränkungen auferlegen, die die verordneten noch überbieten.
The Covid Inversion of Reason
Report from Great Britain – By Wat Tyler
Good on 83 year old Maureen from Barnsley. From a BBC Vox Pop interview she has become a social media star for pushing against the current narrative, deriding lockdown and decrying being „fastened at home“. Fastened at home is a good description. As is fastened in our masks or face shields. Fastened in a restaurant at our table in our social bubble. Why have many of us allowed ourselves to become bound physically and mentally into a paradigm, a moral and political orthodoxy, when dealing with a virus? A virus that has a fatality rate of approximately 0.2% – certainly not the 3.4% that was initially feared in March. A virus that has an average fatality age older than life expectancy.
Spitzenmasken und Corona-Bällchen
Mein Maskenalptraum
Der Schreck sitzt noch tief, bei uns wurde eingebrochen! Soviel steht fest, die Einbrecher haben unsere regelmässigen Corona-Stoßlüftzeiten ausgekundschaftet und dann schamlos zugeschlagen. Pünktlich zur halben und vollen Stunde öffne ich die Fenster für jeweils zehn Minuten. Die Einbrecher hatten so natürlich ein leichtes Spiel.
In diesen Zeiten bin ich nur noch im Streß, schliesslich wollen auch die eine Millionen Follower meiner neuen You-Tube Channels „Sauber mit Zauber“ und „Frauen gegen Viren“ bedient werden.
Wo stehst du mit deiner Kunst, Genosse?
Die Schließung der Kneipen, Restaurants, Spätis ist nur die nächste Eskalationsstufe in der Realinszenierung namens Covid19-Pandemie. Es gilt, sich den zutiefst politischen Charakter dieser wie aller Gesundheitsschutzmaßnahmen bewusst zu machen. Ab Freitag Nacht wird es in Berlin eine Sperrstunde geben: Das ist eben nicht nur ein fundamentaler Angriff auf alle, die ohne gelegentliche nächtliche Zerstreuung ihres persönlichen Digitalkerkerkontinuums, ihres Dahinvegetierens in öden Wohnzellen den Verstand verlieren würden.
Bernd Volkert
Kleine Geschichte der jüngeren Zeit
Genommen der Wald.
Genommen der Bach und der Fluß.
Genommen die Wiesen.
Genommen die Äcker.
Genommen der Hammer, der Amboss, die Säge und Hacke.
Gegeben die Vernunft.
Gegeben die Freiheit und Menschen der Rechte.
Gegeben der Kataster.
Gegeben die Fabriken.
Gegeben das Automobil, die Zentralheizung und CNC-Fräsmaschine.
Genommen die Bildung des Herzens und Kopfs.
Gegeben die Mitwirkung.
Genommen die Körper.
Gegeben die Mitwirkung.
Genommen der Mund.
Gegeben die Mitwirkung.
Genommen das Antlitz.
Gegeben das zoon.
Genommen das politikon.
(Dies alles schon selbst.
Sozusagen.)
20.9.2020
Zu den Einzelnen
Hat man dem, was einem im Leben widerfährt, nichts anderes entgegenzusetzen als Ablehnung oder gar Abwehr, zumal, wenn man weder in praktischen Sinne noch gedanklich über eine eigene Vorstellung eines anders gangbaren Wegs verfügt, so führt dies, am leichtesten einsehbar im extremen Fall des Hasses, bei einem selbst zu Verhärtungen, Borniertheiten, Wirklichkeitsverlust und -flucht. Um diese Folgen wenigstens gering zu halten und die mit ihnen verbundene Gefahr ihres erweiterten Selbstlaufs zu bannen, muß man sich – gerade in dieser Gesellschaft lebend – ihrer bewußt zu werden und sie im Blick zu halten versuchen.
Nochmal zur Zeitenwende
Die Abwehr von Verschwörungstheorien ist gegenwärtig nur die Abwehr, überhaupt strukturiert über ökonomische, militärische und politische Prozesse nachzudenken. Man verpaßt so die Geschichte und ihre Wendepunkte, denn die Geschichte ist selbstverständlich voller Verschwörungen, vollzieht sich nicht von selbst. Und man verabschiedet sich von jedem Gedanken, sich vielleicht selbst gegen diese Welt zu verschwören. Oft sind die Ziele sogenannter Verschwörungen kaum verborgen, da man bei größeren Heimlichtuereien mindestens das Resultat sieht. Die meisten Verschwörungen heißen dabei schlicht Politik.
Heraus zum Fest!
Das Syndikat soll bleiben!
Allgemein gesprochen ist es immer seltsam, wenn eine gut laufende Einrichtung nur deshalb schließen muß, weil eine Eigentumsbestie das so will. Im Fall des Syndikats muß man dazu sagen, dass es im Prinzip genug öffentliches Interesse gibt, diesen Laden zu erhalten. Selbst der dahergelaufene Kultursenator Klaus Lederer sieht das so, aber auch Sibylle Berg, Nina Hagen oder Elfriede Jelinek. Letztere ist immerhin Nobelpreisträgerin. Dazu viele andere sogenannte Kulturschaffende. Selbst Didier Eribon oder das lächerliche Bummbumm-Label Audiolith (Egotronic). Außerdem haben zahlreiche Kleinbürger des Schillerkiezes bekundet, dass sie diesen Laden erhalten sehen wollen, da sie gute Menschen sind oder wissen, dass es ihr Laden ist, der als nächstes schließen muss.
Bartholomäus Edenschläger
Coronalist (Folge 4)
Aintlich wolltich ja mich schon letztens wieder melden, aber zu die Zeit is so viel passiert, dat musstich ersma orntlich vaarbeiten. Nich dattse denken, ich wär in Urlaub gewesen. Ich doch nich! Mitten in de Pandemie tu ich doch nich bei de zweite Welle helfen. So weit kommt dat noch!
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